"Ohne Gott ist alles erlaubt"  F. M. Dostojewski

Erinnerung: Vor 30 Jahren wurde das (vorläufige?) Ende der Diktatur des Proletariats auf deutschen Boden gewählt

Dreißig Jahre sind fast ein halbes Menschenleben (bzw. ein ganzes der ökologisch lebenden Neandertaler). Dreißig Jahre sind in eine Generation. Am 18. März ist es also eine Generation her, dass in der DDR die ersten freien Wahlen zur Volkskammer stattfanden. Im Ergebnis dieser Wahlen waren es dann auch die letzten Wahlen zur Volkskammer. Ein reichliches halbes Jahr später war die DDR mit dem Beitritt zum Grundgesetz Geschichte.

Vorausgegangen waren bewegte Monate. Die Öffnung des Eisernen Vorhangs in Ungarn nutzen viele Menschen aus der DDR, um in den freien Teil Deutschlands zu flüchten. Die SED Regierung war hilflos, erschwerte das Reisen. Letztlich wurden auch die Grenzen zum einzigen Land, in das ein DDR-Bürger noch reisen durfte, der Tschechoslowakei, geschlossen. Vorher waren viele DDR-Bürger über die Botschaft in Prag ausgereist. Die SED „weinte ihnen keine Träne“ nach.

In der Bundesrepublik wurde diese Entwicklung zum Teil mit großer Skepsis aufgenommen. So schilderte der Spiegel die Lage mit dem Titel „Das Faß läuft über“. „Das Kabinett Kohl habe die Zuwanderer aus der DDR mit einer "Politik der offenen Arme" angelockt“, wird ein SPD-Politiker zitiert. Die Probleme seien beherrschbar, „"es sei denn, die Mauer wird abgerissen". Doch so schlimm wird es wohl nicht kommen.“

Am 9. November kam es dann so „schlimm“. Massenproteste von Menschen, die nicht fliehen aber Freiheit wollten, hatten die SED Führung in die Enge getrieben. Es ist das Verdienst von Helmut Kohl diese historische Chance zu nutzen. Aus der Ost-CDU, die sich nun von der SED emanzipieren konnte, und den neuen Bewegungen DSU und Demokratischer Aufbruch schmiedete er die „Allianz für Deutschland“, die sich wie die Unionsparteien klar zur deutschen Einheit bekannte.

Mit dem Wahlsieg der „Allianz für Deutschland“ war die „Diktatur des Proletariats“, also die Diktatur der SED Geschichte, und der Weg zu Einheit unseres Vaterlandes geebnet.

Wir können dankbar dafür sein, dass so die friedliche Wiedervereinigung unseres Vaterlandes ermöglicht wurde. Allerdings ist es auch ein Grund zur Sorge, dass die die Partei deren Diktatur damals überwunden wurde heute von manchen als demokratisch angesehen wird und wieder Regierungsverantwortung übernehmen darf. Auch daran sieht man, dass eine Generation eine lange Zeit ist, in der auch wichtige Erfahrungen verblassen, wenn nicht daran erinnert wird.