"Es muss Wärme von uns ausgehen. Den Menschen muss es in unserer Nähe wohl sein, und sie müssen fühlen, dass der Grund dazu in unserer Verbindung mit Gott liegt." Pater Rupert Mayer

Für Solidarität und Nächstenliebe ist jeder persönlich zuständig.

In einer der letzten Ausgaben der katholische Zeitung „Tag des Herrn“ wird beklagt, dass der der Staat seine Versprechen zur Entwicklungshilfe nicht einhält. Auf derselben Seite wird der EKD Präses mit dem Satz zitiert, dass es Ehrensache sein müsse, Steuern zu zahlen. Ist das so uneingeschränkt berechtigt?

Zwei Wochen zuvor hieß ein Kommentar: „Solidarität ist eine Tat“. Dieser Satz ist zweifellos richtig. Die vorgeschlagenen Wege (z.B. das Erhöhen von Steuern und Abgaben) eher nicht. Es sollte hinterfragt werden, ob das Zahlen von immer mehr Steuern, die der Staat mit seinem Gewaltmonopol eintreibt, eine solidarische Tat sein kann.

Solidarität oder besser Nächstenliebe wird dort gelebt, wo ich freiwillig mit meinem eigenen Geld andere Menschen meiner Wahl unterstütze. Nächstenliebe wird nicht gelebt, wenn ich den Staat auffordere, mir und insbesondere meinen Mitmenschen Geld abzunehmen, um dieses dann entsprechend seinem Gutdünken umzuverteilen. Im Gegenteil, damit wird die Verantwortung für den Nächsten zunehmend an den Staat delegiert und Missbrauch zugelassen. Der barmherzige Samariter hat freiwillig mit seinem eigenen Geld geholfen und nicht nach mehr Steuern gerufen, um das Rettungswesen zu verbessern. Dem reichen Mann in Markusevangelium hat Jesus gesagt: „Gib das Geld den Armen“ und nicht gib das Geld den Römern, die bauen Straßen und Wasserleitungen für die Allgemeinheit.

Wenn Unternehmer bereit sind, mehr für soziale Belange zu tun, ist das begrüßenswert. Nur wer hindert sie denn daran? Kann nicht z.B. jeder seinen persönlichen Beitrag von 0,7% seines Einkommens oder auch mehr für die Entwicklungshilfe oder tätige Nächstenliebe leisten? Gibt es dazu nicht gerade in unserer Kirche mit Hilfswerken wie Kolping International, Caritas und Renovabis genügend Möglichkeiten, ohne dass man nach dem Staat und mehr Steuern rufen muss?

Gib dem Kaiser, was des Kaisers ist, aber für Solidarität und Nächstenliebe ist jeder persönlich zuständig.

HR