"Nur die Kirche kann den Menschen vor der erniedrigenden Knechtschaft bewahren, ein Kind seiner Zeit zu sein."  C. K. Chesterton

Katholiken in der Diaspora - Scharniersein zwischen den Räumen

Die Frage: „Wie kann man selbst mutig und beispielhaft Scharnier zwischen den Welten des Glaubens und der Gesellschaft im Allgemeinen sein?“ ist die Frage,  wie christliches Bekenntnis auch heute für die Menschen sichtbar wirken kann und wirken soll.

Am 11. November lud der Katholische Arbeitskreis der CDU-Sachsen nach Döbeln (auf halber Strecke zwischen Dresden und Leipzig) ein zum Thema "Katholiken in der Diaspora". Über dieses Thema referierte der Direktor der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen Thomas Arnold anhand des Beispiels der Katholischen Akademie.

Eine kleine Runde Interessierter folgte der Einladung. Zunächst stellte der Vorsitzende des Landesverbandes Sachen des Katholischen Arbeitskreises Mathias Kretschmer die Arbeit und Ziele des Arbeitskreises vor und führte dann zu der Frage, wie sich christlicher Glaube in der Diaspora artikulieren kann und muss. Dabei ist wohl allen Gästen bekannt, was Leben in einer religiösen Minderheit bedeutet und welche Verantwortung man als gläubiger Christ persönlich in einem solchen Umfeld hat. Viele Christen ducken sich zu sehr vor gesellschaftlichen Zwängen oder werden nicht ernst genommen. Wie kann man aber selbst mutig und beispielhaft Scharnier zwischen den Welten des Glaubens und der Gesellschaft im Allgemeinen sein?

Ein anschauliches Beispiel für eine solche Scharnierfunktion stellt die Arbeit der Katholischen Akademie im Bistum Dresden-Meißen dar.  Derzeit wirbt die Akademie mit einer Veranstaltungsreihe unter dem Titel "Körperkult". Das Heft dazu zeigt einen mit christlicher Symbolik tätowierten jungen Mann, was man vermutlich von einer katholischen Einrichtung so nicht erwarten würde. Hintergrund ist aber eben die Frage: Wie kann man auf den christlichen Glauben aufmerksam machen und wie kann man christliche Belange sichtbar einbringen? Wie kann man die Zeichen und die Sprache der Zeit aufgreifen, um ureigene Anliegen verständlich artikulieren zu können?

Akademiedirektor Arnold selbst formulierte die Aufgabe der Akademie folgendermaßen: "Katholische Akademie ist das Scharnier zwischen dem Raum Kirche und der Tür Staat." Damit stellt sich die Akademie als Plattform für weit gefächerte Diskussionen und Podien. Sie bezeichnet sich bewusst als Akademie - ein Begriff welcher der altgriechischen Diskurstradition entstammt. Die Katholische Akademie setzt sich damit selbst einen Anspruch, der heutzutage nicht mehr selbstverständlich ist - auch nicht immer für Christen. Besonders auf gesellschaftlicher, medialer und politischer Ebene herrscht inzwischen zu oft ein Klima der Pauschalisierung, Vorurteile, Polarisierung und des Populismus - egal, in welchem politischen Spektrum. Deshalb gilt es, sich als Christen einzumischen, zum Gespräch anzuregen und genau nachzufragen, aber ebenso die eigenen Positionen darzulegen und zu vertreten.  "Der Dialog aller gesellschaftlicher Player und interessierter Bürger um die Zukunft unseres Miteinanders in einer freien und pluralen Gesellschaft ist entscheidend“, erklärte Arnold. Er betonte außerdem: „Freiheit, Toleranz sowie die Offenheit für den Anderen sind hier die entscheidenden Herausforderungen, um das Miteinander in Sachsen zu erhalten. Diese Werte entspringen nicht dem luftleeren Raum, sondern wurzeln im christlichen Glauben. Sie in den Streit um die Zukunft unseres Landes einzubringen, stellt die vorrangige Aufgabe der Katholischen Akademie dar.“

Dem Vortrag folgte eine angeregte Diskussion. Dabei wurden viele aktuelle gesellschaftliche und tagespolitische Angelegenheiten und Themen angerissen. Auch die Arbeit der Katholischen Akademie als solche war von großem Interesse. Aus dem Abend konnte jeder interessante Impulse mit auf den Heimweg nehmen. Der eine oder andere Besuch bei Veranstaltungen der Katholischen Akademie wird gewiss folgen.

Alexander Hein