"Wenn Diener und Glieder der Kirchen mit den Wölfen heulen und der Einrichtung, die sich nach dem eigenen teuren Namen des Erlösers nennt, empfehlen, teilzuhaben an den Vorurteilen und Leidenschaften der Nation, wird der Erlöser aufs Neue gekreuzigt." Nathan Söderblom (1866–1931; lutherischer Theologe, Erzbischof von Uppsala, Friedensnobelpreisträger)

Sächsische Zeitung: Islam vom Lehrfundament her nicht gewalttätiger als das Christentum – entspricht das der Wahrheit?

In dem Artikel „Der Islam – eine Religion der Gewalt“ (SZ vom 16.01.2015) wird behauptet, „Vom Lehrfundament und Ethos her ist der Islam nicht gewalttätiger als Christentum und Judentum – so der überwiegende Konsens unter den Fachleuten.“ Wer das hinterfragt, stellt schnell fest, dass diese Aussage der Sächsischen Zeitung nicht der Wahrheit entspricht.

Jesus Christus, der das Christentum begründete, ist predigend durch Israel gezogen und hatte keinerlei weltliche Macht. Letztlich lieferte er sich wehrlos einer grausamen Justiz aus und starb am Kreuz. Das Lehrfundament des Christentums ist das Neue Testament. Hier findet sich als einzige von Christus verübte „Gewalttat“ die unblutige Vertreibung der Händler aus dem Tempelvorhof.  An keiner Stelle wird im Neuen Testament zur Gewalt aufgefordert. Im Gegenteil: „Selig die keine Gewalt anwenden“ , „Selig die Frieden stiften“ und „Liebt eure Feinde“ (Mt. 5), sowie „Steck das Schwert in die Scheide“ (Mt. 26,52). Weitere Beispiele der Friedfertigkeit und Nächstenliebe wären leicht zu finden, aber keine Aufforderung zur Gewalt! Eine Trennung von „Gläubigen“ und „Ungläubigen“ findet im Neuen Testament nicht statt. Das beste Beispiel ist das bekannte „Gleichnis vom Barmherzigen Samariter“. Hier wird bewusst ein aus damaliger Sicht „Ungläubiger“ als Vorbild dargestellt!

Der Begründer des Islam war dagegen ein Feldherr, der selbst viele Menschen getötet sowie mit Gewalt seine Religion verbreitet und seinen weltlichen Machtbereich erweitert hat. Auf dem Höhepunkt seiner Macht schrieb er die Suren des Korans nieder, die zur Gewalt gegen die Ungläubigen aufrufen und aufgrund der Abrogation ältere freundlicher Suren, die gern zitiert werden, um die Friedfertigkeit des Islam zu beweisen, ungültig machen. Der Koran teilt die Welt in Gläubige und Ungläubige ein, letztere sind praktisch Untermenschen mit weniger oder gar keinen Rechten.

Religion wurde immer wieder und wird bis heute als Begründung für weltliches Machtstreben missbraucht. Hier wird gern viel vermischt und versucht, durch Aufrechnen heutige Probleme zu verschleiern.

Es darf in der gegenwärtigen Diskussion dennoch nicht übersehen werden, dass der Islam sich mit der Trennung von Religion und weltlicher Macht schwer tut. Der Koran enthält viele Aufforderungen zu Gewalt (nicht nur Beschreibung historischer Ereignisse wie sie auch im Alten Testament häufig zu finden sind), die leider nicht alle Moslems im historischen Kontext verstehen und die damit allzu oft als Begründung zur Anwendung von Gewalt zur Verbreitung und Schutz des Islams dienen.

Wir Christen leben in der komfortablen Situation, dass wir an einen liebenden aber auch starken Gott glauben. Unser Gott verlangt nicht, dass wir für ihn andere Menschen bestrafen, z.B. weil diesen ihn beleidigt haben (was leider häufig vorkommt, auch bei Charlie Hebdo!). Unser Gott kann da auf unsere Hilfe verzichten.

Es ist aber unsere Aufgabe das, was das Lehrfundament des Christentums bestimmt, „Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst“, öffentlich zu leben und auch in der Politik zur Geltung zu bringen.

Ergänzende Links:

Gehört Gewalt zum Islam? Was hat Islamismus mit Islam zu tun? http://www.kath.net/news/49108

Soziologin fordert Aufarbeitung der «Tätergeschichte des Islam»  http://www.kath.net/news/49192